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US-Banken in der Krise? Absturz der Silicon Valley Bank legte Risiken offen

15 Jahre nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers, die das Weltfinanzsystem an den Rand des Abgrunds führte, müssen wieder Banken gerettet werden. Während in den USA der Zusammenbruch von drei Regionalbanken Ängste um die Stabilität des amerikanischen Bankensystems schürte, stand in Europa die staatlich initiierte Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS im Fokus. Ein großer Kollateralschaden wurde durch die entschlossenen Hilfsmaßnahmen der Regulierungsbehörden, Notenbanken und Regierungen

verhindert.

 

Bildquelle: istock.com/Hoowy

Trotz des raschen Eingreifens der Aufsichtsbehörden zeigten die Börsenkurse von Banken einmal mehr, dass die Krise weltweite Abstrahlungseffekte besitzt. In Anbetracht der Sorgen über die Liquidität der amerikanischen Institute sanken die US-Bankenindizes um rund 20 Prozent. Auch europaweit gerieten Banken unter heftigen Verkaufsdruck,wie die Kursentwicklungen vieler europäischer Bankaktien zeigten. Damit war der Banken-Flächenbrand nicht nur auf die USA beschränkt.


Warum sind die US-Regionalbanken unter Druck geraten?
Im Gegensatz zur Finanzkrise im Jahr 2008 leiden die Großbanken nicht unter toxischen Vermögenswerten. Die in Schieflage befindlichen Institute Silicon Valley Bank (SVB), Signature Bank, Silvergate Capital (und in der Folge auch die First Republican Bank) gerieten unter Druck, weil sie zu riskant agiert und ihnen die Kunden deshalb Vertrauen und Geld entzogen haben. Dazu beigetragen hat sicherlich auch der starke Fokus der drei erstgenannten Banken auf Kunden aus der Technologie bzw. Krypto-Branche. Dieser hat die Institute in eine ungesunde Abhängigkeit geführt.

Im Fall der SVB Bank ist erwähnenswert, dass diese maßgeblich im amerikanischen Start-up-Geschäft tätig war und daher eher als Regionalbank einzuschätzen ist. Obwohl es sich anders als bei Lehman um ein primär Staatsanleinationales und sektorales Problem handelte, hätte die US-Aufsicht dieses Konzentrationsrisiko verhindern können, betonen die Analysten der LBBW in einer Studie. Wie das Magazin Forbes im März berichtete, soll der CEO der SVB zwei Wochen vor dem epischen Absturz der kalifornischen Bank Aktien im Wert von 3,6 Mio. US-$ verkauft haben. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Verantwortlichen der Bank möglicherweise wussten, dass die Bank in ernsthaften Schwierigkeiten steckte.

Im Kontrast dazu dürfte der immense Kursverfall der First Republican Bank um ca. 92 Prozent mit dem Konzentrationsrisiko auf Immobiliendarlehen zusammenhängen. Immerhin entfallen etwa 65 Prozent ihrer Assets auf diese Anlageklasse.

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Autor

 

Karl-Heinz Goedeckemeyer arbeitet als Finanzanalyst & Wirtschaftspublizist in Frankfurt am Main.

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