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Asset Liability Management: Das Silicon Valley Bank-Debakel - Lessons Learned

Eine kritische Beleuchtung des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank hilft bei der Weiterentwicklung von Risikomanagementsystemen von Banken. Hinsichtlich der Eigenmittelausstattung hat sich anerkanntes Wissen einmal mehr bestätigt. Andere Aspekte des SVB-Debakels, wie die Unterschätzung von Zinsänderungsrisiken und der Nichtberücksichtigung von gleichgerichtetem Kundenverhalten, verdienen im gegenwärtigen Zinsumfeld eine vertiefende Würdigung.

Bildqelle: istock.com/xijian

Knapp 30 Jahre sind seit der Veröff entlichung des prophezeienden Artikels von Stephen C. Figlewski „How to Lose Money in Derivatives“ vergangen. In erschreckend akkurater Vorwegnahme späterer derivate- und Finanzkrisen werden darin grundsätzliche Fehler im Umgang mit Derivaten aufgezählt: fehlgeleitete Absicherungsgeschäfte (Hedging), Gegenparteirisiken, Spekulation, gezwungene Liquidationen zu gefallenen Marktwerten, Unverständnis über Risikoexposition.

Vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank – nach der Insolvenz der First Republic Bank die zweitgrößte Bankenpleite seit der globalen Finanzkrise von 2008 – drängt sich die leicht abgewandelte Frage auf: How to Lose Money in Asset Liability Management?

Asset Liability Management (ALM), auf deutsch: Bilanzstrukturmanagement, ist im Rahmen des Bankmanagements ein Prozess, bei dem Bankbilanzpositionen hinsichtlich ihrer Ergebnisbeiträge, ihrer marktwirtschaft lichen Risiken und einschlägiger regulatorischen Anforderungen vorteilhaft für eine Gesamtbank abgestimmt werden. ALM ist dabei Kunst, Wissenschaft und Handwerk zugleich: Finanzmathematische Theorien treffen auf handwerklich bewährte Konzepte, die schließlich mit einer Portion Intuition und gesundem Menschenverstand umgesetzt werden.

So erfolgreich solides ALM sein kann, so desaströs wirkt es sich im Fall einer schlampigen Anwendung auf die Überlebensfähigkeit einer Bank aus. Ein Blick auf den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank erlaubt eine Reihe hilfreicher Beobachtungen, selbst wenn man anerkennen muss, dass die Mehrzahl der europäischen (und deutschen) Banken sich strukturell von der auf Hightech-Unternehmen und Start-ups fokussierten US-amerikanischen Spezialbank unterscheiden.

 

Professor Dr. Fidelio Tata ist Studiengangsleiter des "Master of Finance"-Programms an der International School of Management in Berlin. Zudem ist er ein von der Industrieund Handelskammer zu Berlin öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Wertpapiere und Derivate.

 

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