Wozu ist Geld da, wenn man nicht etwas Gutes damit anfängt? Für die Finanzbranche bedeutet das noch lange nicht, dass sie den Altruismus zum Kern ihres Geschäftsmodells machen sollte. Gleichwohl steht sie vor einem fundamentalen Paradigmenwechsel. Neben den zahlreichen Krisen, die momentan die Welt erschüttern, bleibt der Kampf gegen die Erderwärmung einer der größten Herausforderungen, und dieser Kampf ist nur im globalen Maßstab zu gewinnen.
Für die Wirtschaft ist der klimagerechte Umbau eine Conditio sine qua non, und genau deshalb richtet sich der Blick aller Akteure verstärkt auf das Thema Sustainable Finance. Wir haben als Weltgemeinschaft jetzt die Chance, mit unseren Entscheidungen und Handlungen nicht nur den Wohlstand der nachfolgenden Generationen abzusichern, sondern auch den Planeten, auf dem sie leben. Die Finanzbranche muss dabei Teil der Lösung sein.
Der Markt für ESG-Investments entwickelt sich rasant. Entsprechende Investmentfonds verwalteten nach Angaben von PricewaterhouseCoopers im Jahr 2021 weltweit 18,4 Bill. US-Dollar, und diese Summe könnte nach einer Studie der Beratungsfirma schon 2026 auf knapp 34 Bill. Dollar steigen. ESG-relevantes Vermögen würde somit 21,5 Prozent der globalen Assets ausmachen. Bloomberg Intelligence erwartet sogar, dass bereits 2025 die Marke von 50 Bill. Dollar übertroffen wird.
Dieser Hype macht sich auch in Deutschland bemerkbar, nachhaltige Fonds sind populärer denn je: Mitte 2022 betrug das nach nachhaltigen Kriterien verwaltete Vermögen hierzulande 718 Mill. Euro (Quelle: Cashonline.de), was einer Steigerung von 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Knapp zwei Drittel dieses Kapitals ist in Publikumsfonds angelegt. Das Thema Sustainable Finance ist damit tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Private Investoren sind sogar bereit, höhere Gebühren für ESG-Fonds zu bezahlen. Auch übersteigt die Nachfrage das Angebot, viele Green Bonds sind erheblich überzeichnet. Aus einem Nischenprodukt ist also Mainstream geworden. Eine globale Profitmaschine.
Auf dem Kapitalmarkt hat eine neue Ära begonnen. Wir stehen vor einer komplett veränderten Art der Unternehmensfinanzierung, von der die gesamte Gesellschaft profitiert, über Landesgrenzen hinweg. Auch das ist durchaus eine Zeitenwende und geht einher mit einem grundlegenden Wandel im Mindset der Bevölkerung und dem politischen Konsens, dass ein „Weiter so!“ schlicht in die Katastrophe führt.
Auf den Finanzmarkt bezogen, bedeutet dies, dass ebenso tradierte wie anachronistische ökonomische Mechanismen nicht mehr greifen. Ein neuer Typus von Investor, der weniger auf schnelle Profite setzt, treibt diese Transformation voran. Nachhaltigkeit im Unternehmen ist ein wichtiger Faktor im Sinne des Employer Brandings und der Kundenpflege. Immer mehr Menschen wollen bei nachhaltigen Unternehmen arbeiten oder mit solchen kooperieren.
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Autor:
Ulrich Bergmann, CFO bei CHG-MERIDIAN.