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122 Jahre "die bank" sind Geschichte - Das war's

Aus „die bank“ 10.2023

Vom „Bank-Archiv“ über den „Bank-Betrieb“ hin zu „die bank“: Über 122 Jahre hinweg war unsere Fachzeitschrift eine Konstante für Berichterstattung und Hintergrundwissen aus dem und über den deutschen Finanzsektor. Nun ist die Zeitschrift Geschichte, und ein beeindruckendes Dokument der Zeitgeschichte sagt Adieu.

In der finalen Ausgabe “die bank“ 10.2023 blicken wir noch einmal zurück auf die Entwicklung der Zeitschrift, schauen auf Fotos, Titelblätter und Inhalte.

iStock.com/Oleh_Slobodeniuk

Mit der Ausgabe „die bank“ 10.2023 halten die Leserinnen und Leser die letzte Ausgabe unserer Zeitschrift in den Händen. „die bank“ ist nun also Geschichte – nach mehr als sechs Jahrzehnten und 730 Ausgaben. Auch mit viel Rechercheaufwand ist es nicht gelungen, die tatsächliche Seitenzahl zu ermitteln, da in der Vergangenheit zu den festen Ausgaben auch zahlreiche Sonderausgaben zu speziellen Anlässen erschienen sind. Überschlägig sind es aber deutlich mehr als 60.000 Druckseiten gewesen – damit darf sich „die bank“ wohl als beeindruckendes Dokument der Zeitgeschichte bezeichnen.


Anfang im Jahr 1901
Der Abschied bedeutet auch für den Bank-Verlag eine Zäsur – war doch „die bank“ Anno 1961 das erste Produkt, das der damals noch junge Verlag in Köln herstellte.
Obwohl:
Um genau zu sein, begann die Geschichte von „die bank“ schon viel früher …


Blicken wir dafür 122 Jahre zurück, ins Jahr 1901. Wollte man diesen Artikel mit einer Tonspur unterlegen, so müsste nun im Hintergrund nun wohl "Preußens Gloria" oder der "Helenenmarsch“ zu hören sein, denn das Jahr begann mit großen Feierlichkeiten: In Berlin zelebrierte Kaiser Wilhelm II. die 200-Jahrfeier des Königreichs Preußen, landesweit wurden Denkmäler errichtet, in der Hauptstadt vollendete man aus Anlass des „Jubeljahrs" auch die Siegesallee.  


Auf dem Finanzmarkt sah es indes nicht ganz so glorios aus. Die „Leipziger Bank" meldete im Juni Konkurs an – ein Ereignis, das zu weiteren Zusammenbrüchen im Finanzwesen, aber auch in Handel und Industrie führte und – man ahnt es – auch damals schon Stimmen laut werden ließ, die eine schärfere Regulierung der Bankenbranche forderten. In diesem Zusammenhang gründete sich in Berlin der „Centralverband des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes“. Seine Aufgabe war es     u. a., klar Position zu beziehen gegenüber den politischen Auseinandersetzungen um die (vermeintlich zu große) Macht von Banken und Börsen.


Ein Mittel zu diesem Zweck sah man in der Gründung einer eigenen Zeitschrift: Das "Bank-Archiv – Zeitschrift für Bank- und Börsenwesen" war geboren und erschien im Oktober 1901 zum ersten Mal. „Was wir wollen:“ hieß es auf der ersten Seite, und die Herausgeber begründeten ihre Position mit klaren Worten – dem damaligen Duktus entsprechend und natürlich fernab jeglicher Gender-Gedanken: 

„Es ist eine tief bedauerliche, leider kaum wegzuleugnende Thatsache, dass gerade über die Funktion der Banken und des Bankiers, über die Börse und ähnliche Einrichtungen auch in gebildeten Kreisen höchst unklare Vorstellungen herrschen; die Unkenntnis dieser Dinge hat namentlich in Krisenzeiten zu den schiefsten Auffassungen geführt, hat Vorurteile, Neid und Hass gegen ein nützliches Gewerbe genährt, dem eine hervorragende Rolle im wirtschaftlichen Getriebe zugefallen ist. Eine zweite Thatsache ist, dass der Bankier, wie jeder durch die gesellschaftliche Tätigkeit stark in Anspruch genommene Kaufmann, nicht genug Zeit und Musse findet, um all die allgemeinen Fragen wirtschaftlicher und rechtlicher Natur, welche mit dem Bankgewerbe zusammenhängen, gründlich kennen zu lernen, sich vielmehr zumeist mit der Lektüre des Handesteils der Tageblätter, allenfalls des einen oder anderen nicht immer streng objektiven Fachblattes, begnügen muss.
Beiden Thatsachen will unsere Zeitschrift Rechnung tragen und den durch diesselben verursachten Missständen möglichst Abhilfe schaffen. Sie ist einerseits ins Leben gerufen worden, um die Aufgabe der Aufklärung des Publikums über Beruf und Funktionen des Bankiers, über die wirtschaftliche Natur der Börse und alle hierher gehörigen Fragen zu erfüllen. Sie will aber auch andererseits dem Bankier und allen am Bankgewerbe Interesse nehmenden Personen das einschlägige wirtschaftliche und juristische Material zugänglich machen und ihn über die sein Gewerbe betreffenden allgemeinen Fragen auch nach der wissenschaftlichen Seite hin auf dem Laufenden erhalten.“


Es liest sich auch aus heutiger Sicht durchaus interessant, dass sich zwei Dinge kaum geändert haben: Da ist zunächst die kritische Betrachtung von Banken und deren Arbeit durch die Öffentlichkeit. Und da sind auf der anderen Seite auch die Aufgaben und Anforderungen zu nennen, die sich für eine Fachzeitschrift dieser Branche auch in 122 Jahren kaum geändert haben. Was von ihr erwartet wurde und wird sind zunächst Informationen über die Branche als solche – man könnte es auch mit Lobby-Arbeit umschreiben –, zweitens Unterstützung für das direkte Arbeitsumfeld von Banker:innen in Form dessen, was heute gern als Best-Practice-Ansatz beschrieben wird, und drittens die Versorgung mit allerlei (Hintergrund-)Informationen zu Aspekten, die auf den ersten Blick zuerst als Randbereich des Bankings gelten mögen, ohne die aber im Alltag nichts funktionieren würde. Heute sind dies v. a. die Bereiche Regulierung und IT, denn ohne juristische und technische Hintergründe ist schlicht kein Bankbetrieb mehr denkbar.


Das „Bank-Archiv“ wurde zur Pflichtlektüre seiner Klientel. Es überstand den ersten Weltkrieg und den großen Börsenkrach von 1929. Dann kam das „Dritte Reich“ und damit verbunden der Einfluss der Nationalsozialisten auf Wirtschaft und Banken. Vorhandene Berufsorganisationen und Interessenverbände wurden aufgelöst und auch das „Bank-Archiv“ geriet in den Sog der Geschichte. Die „Schriftleitung" lag nicht länger beim Geschäftsführer des Centralverbands, sondern ging 1934 über an den „Geschäftsführer der Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe".


Modernisierung nach dem Krieg
Nach dem unheilvollsten Kapitel deutscher Geschichte und dem verheerenden Zweiten Weltkrieg befinden wir uns nun im Wirtschaftwunder der 1950-er Jahre, zu dessen Gelingen auch die deutschen Banken einen maßgeblichen Beitrag leisteten.
In der Jubiläumsausgabe zum 111-jährigen Bestehen von "die bank" findet man zu dieser Phase folgenden Eintrag: „Mit der Währungsreform und der Einführung der D-Mark am 21. Juni 1948 begann in Westdeutschland ein dynamischer Aufschwung, der (lediglich unterbrochen von einer Konjunkturdelle 1966/67) bis zur Ölpreiskrise im Jahr 1973 anhielt. In diesen 25 Jahren durchlief das Kreditgewerbe eine erfreuliche Geschäftsentwicklung. Dank des positiven volkswirtschaftlichen Umfelds konnte die Branche sich auf die praxisorientierten Fragen des Bankgeschäfts konzentrieren. Neue Produkte wurden kreiert, Geschäftsfelder wie das Retail Banking stark ausgebaut und der Bankbetrieb technologisch modernisiert.“


Modernisiert wurde in diesem Zusammenhang auch unsere Fachzeitschrift. Das Jahr lautet 1961, und die passende musikalische Untermalung zu unserer Zeitreise wäre nun keine zackige Marschmusik mehr, sondern Freddy Quinns „La Paloma“ oder Ben E. Kings „Stand by me“, die in Deutschland bzw. international in diesem Jahr die Charts stürmten. In Köln machte man sich unterdessen daran, die nun „Bank-Betrieb – Betriebswirtschaftliche Informationen für die privaten Banken" benannte Fachpublikation in die Druckerpresse zu schicken. Herausgeber war der Bundesverband des privaten Bankgewerbes e.V. in Köln. Als dessen Tochterunternehmen startete der Bank-Verlag 1961 in Form eines „Ein-Mann-Betriebs“. Seine Aufgabe war zunächst ausschließlich die Produktion der Zeitschrift, und die Anfänge waren durchaus bescheiden. Ein Chronist erinnert sich: „Außer einer Schreibmaschine, die mit einer Deutschen Mark zu Buche schlägt, besitzt die Bank-Verlag GmbH noch keine nennenswerte Geschäftsausstattung. Der Umsatzerlös liegt jedoch bereits bei etwas mehr als 120.000 DM." Auch das Büro teilte sich die Redaktion damals mit dem Bundesverband deutscher Banken. 

 

Das Angebot des jungen Verlags wurde aber rasch erweitert, und die Produkt- und Servicepalette wuchs 1963 um Werbemittel für die privaten Banken, Kundenprospekte und -broschüren. Dann etablierte sich der Formulardruck und 1964 gesellten sich die Zeitschriften „Beteiligungsmarkt“ und „Die Kassette“ hinzu. Fachbücher wie „Das Bankgeschäftliche Formularbuch“ (1966) waren echte Beststeller. 1969 zählten zum Verlags-Portfolio 18 Buchtitel, Broschüren und Loseblattwerke, drei Jahre später waren es bereits doppelt so viele, 1980 dann insgesamt 99 Schriften.


Das Verlagsangebot wuchs in den Folgejahren immer weiter, und aus der Mutter-Publikation wurden Themenbereiche ausgelagert in eigene Sektoren, um die jeweilige Thematik vertiefen zu können; zu nennen sind hier Zeitschriften und (Online-)Publikationen wie „Rating aktuell“, „Risk, Compliance & Audit“, „Risiko Manager“ oder „bank & compliance“ und die „Zahlungsverkehrs-News“; später gesellten sich noch die Supplements „Digital Finance“ und „KInote“ hinzu, ebenso wie zahlreiche Sonderausgaben zu speziellen Anlässen und Veranstaltungen. Stellvertretend für viele seien hier nur die regelmäßigen Sonderpublikationen zum Deutschen Bankentag genannt, den der Bankenverband in regelmäßigen Abständen unter einem jeweils zentralen Motto veranstaltet. Vor allem zu diesen Ausgaben las sich das Verzeichnis der Autoren wie ein „Who is Who“ der Branche, und Vorstandschefs aus der Bankenwelt, aber auch namhafte Vertreter aus Aufsicht und Politik trugen mit ihren Gastbeiträgen zu prallen Heften bei, die in extrastarken Auflagen gedruckt wurden.


Vom "Bank-Betrieb" bis zur "die bank"
Doch zurück zum Start von „Bank-Betrieb“ und dem Jahr 1961. Auch damals trug die erste Ausgabe ein "Geleitwort" des Herausgebers, und Dr. Gotthard Freiherr von Falkenhausen, Vorsitzender des Vorstands des Bundesverbands, stellt den Anspruch der Zeitschrift als Dienstleister in den Vordergrund:
 „Der ‚Bank-Betrieb‘ will seinen Lesern Anregungen und Informationen vermitteln. Er will die Ausbildung, genauer gesagt die betriebswirtschaftliche Fortbildung und damit die berufliche Leistung fördern."
Dementsprechend finden sich im Inhaltsverzeichnis der ersten Ausgabe auch vorwiegend Aufsätze, die den Arbeitsalltag der Banker direkt betrafen: Eine Vorstellung der Unterschiede im amerikanischen und deutschen Scheckverkehr, eine Übersicht über die Angleichung der Depeschenschlüssel-Systeme oder ein Bericht über die Erfahrung bei der Mikroverfilmung der Korrespondenz. Hinzu kam eine Buchbesprechung des aktuellen Bank-Lexikons.


Der komplette Jahrgang 1961 mit zehn Ausgaben ließ sich auf 120 Druckseiten abbilden. Zehn Jahre später war der „Bank-Betrieb“ auf zwölf Ausgaben pro Jahr angewachsen, und ein Jahresband der damals noch fortlaufend nummerierten Zeitschrift kam bereits auf über 500 Seiten.


Springen wir weitere zehn Jahre nach vorne; in unserem Rückblick sind wir damit in den 1970-er Jahren angelangt. Das Wirtschaftswunder war längst Geschichte, stattdessen gab es den Terror der Baader-Meinhof-Bande, die Ölkrise und autofreie Sonntage, den Zusammenbruch der Herstatt-Bank, den „Deutschen Herbst“ mit Entführungen und Morden …  Das Klima im Land änderte sich, und erneut gab es auch wieder eine Diskussion über die Macht der Banken – angefacht von ihren Beteiligungen an großen Unternehmen, zahlreichen Aufsichtsratsmandaten von Bankern und der Aus-übung des Auftragsstimmrechts für die Depotkunden. Im Rückblick auf 111 Jahre „die bank“ erinnert der Chronist dazu: „Eine ‚Studienkommission für Grundsatzfragen der Kreditwirtschaft‘ wurde etabliert, und in politischen Kreisen gab es sogar Verstaatlichungspläne für Banken.“


Im Januar 1977 (im Soundtrack zum Hintergrund liefe nun bspw. „Biene Maja“ oder „Living next door to Alice“) änderte der „Bank-Betrieb“ sein Aussehen und diesmal auch seinen Namen: „Die Bank"  (damalige Schreibweise) hieß das Heft fortan, präsentierte sich in einem frischen Layout mit modifizierter inhaltlicher Struktur, und befasste sich nicht mehr nur mit praxisorientierten Themen. Aktuelle Beiträge von politischer Relevanz erhielten in der überarbeiteten Zeitschrift deutlich mehr Raum – getreu dem Namens-Untertitel „Zeitschrift für Bankpolitik und Bankpraxis".


Und: Das Heft erhielt einen farbigen Umschlag! Die erste Ausgabe zeigte – wenig überraschend – den Blick von Sachsenhausen über den Main auf die Frankfurter Skyline. Die Bankenmetropole verfügte damals bereits über einige Hochhäuser, auch wenn die heutigen ikonischen Landmarken noch nicht einmal im Bau waren. (Über die Geschichte Titelbilder von „die bank“ ließe sich ein weiterer kompletter Artikel verfassen: Über Sparschweine, royale Wappen und psychedelische Farbkreise, von Stierkämpfern über goldene Eier bis hin zur „Serie der schwarzen Hände“ – unsere  Layouter:innen hatten stets einen guten Blick für den Geschmack der Zeit.)


Eine erneute gründliche Änderung von Aufmachung und Layout erfolgte im Jahr 1999.  2004 unterzog sich „die bank" dann wieder einem redaktionellen und optischen Relaunch, der 2009 noch einmal aufgefrischt wurde. Seit 2017 hatte die Zeitschrift dann ihr heutiges, unverkennbares und auf dem Markt unverwechselbares Layout. Zuletzt haben wir den Untertitel entfernt, um die Ausweitung der Themenfelder auch auf dem Titel zu verdeutlichen. Außerdem wurde die Erscheinungsweise von zwölf auf zehn Hefte pro Jahr reduziert.


Eine Konstante über viele Jahre war hingegen die Gliederung in fünf feste Rubriken – Markt (früher: Finanzmarkt), Management (Banking bzw. Betriebswirtschaft), Regulierung, Digitalisierung (IT & Kommunikation) sowie Beruf & Karriere – die alle Interessensgebiete der Leser:innen abdeckten. Hinzu kamen hunderte Magazinseiten mit Kurzmeldungen, unzählige Buchrezensionen und abertausende Personalien- Meldungen, frei nach der alten Journalisten-Weisheit „Namen sind Nachrichten“. Zum Abschluss gab es viele Jahre lang etwas zum Schmunzeln: unseren Cartoon, stets mit einem pointierten, aktuellen Bezug zur Branche.


Selbstverständlich hatte das Printmedium auch digitale Ableger, sowohl mit der Haupt-Webpräsenz „die-bank.de“, aber auch mit eigenen Websites zu den Schwesterpublikationen und zu den Supplements. Hier wurden sowohl eigens für diese Medien erstellte Inhalte publiziert als auch die besten Beiträge aus den Print-Ausgaben noch einmal aufgegriffen. Die Redaktion, unterstützt und begleitet von den Kolleg:innen in Herstellung und Technik, bespielte für etliche Jahre parallel die Inhalte von vier Websites und war verantwortlich für den Versand von ebensovielen wöchentlichen Newslettern.


Schwierige Marktlage für Zeitschriften
Der Bank-Verlag hat sich während all dieser Jahre sukzessive auf seine anderen Services fokussiert und ist heute als hochspezialisierter Lösungsanbieter von innovativen IT-Dienstleistungen positioniert.
Unterdessen erlebte allerdings die Zeitschriftenbranche – vor allem getrieben durch die Digitalisierung und die damit veränderten Lesegewohnheiten – eine grundlegende Veränderung mit Einbußen in allen Sektoren. Die Publikation von Printprodukten steht daher seit Jahren vor großen Herausforderungen, und ebenso wie viele andere Verlage sind auch wir von dieser Entwicklung leider nicht verschont geblieben.

Aus diesen Gründen haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden, die Produktion und Veröffentlichung von „die bank" nach dem Erscheinen dieser Ausgabe einzustellen.

 


Nun bleibt uns nur noch, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Danke zu sagen, für ihre langjährige Treue und Unterstützung. Ohne Sie wäre „die bank“ nicht das gewesen, was sie all die Jahre war.

Auf Wiedersehen!


Autorin
Anja U. Kraus, Chefredakteurin von „die bank“

 

 

Hinweis:
Als Quellen für diesen Beitrag dienten u. a. die Publikationen „Bank-Verlag Gruppe. Sonderheft zum 50-jährigen Bestehen“ (2012) sowie „Jubiläumsausgabe: 111 Jahre „die bank“, 10.2012.