Waren wir im letzten Jahr noch mit eher düsteren Gedanken in den Überblick über die gestartet, so hat sich das Geschäftsjahr 2022 für die Mehrheit der hier vertretenen Banken doch wesentlich besser gestaltet als damals befürchtet. Sprudelnde Gewinne bei den meisten Banken, endlich wieder bzw. verbesserte Dividenden, viele zufriedene Vorstände bei den Hauptversammlungen – lässt man den andauernden Krieg in der Ukraine außer Betracht, dann sieht es für die Branche gar nicht so schlecht aus.
Dazu beigetragen hat natürlich zunächst einmal, dass sich das Zinskarussell 2022 endlich wieder in Bewegung setzte. Ein Leitzins von 2,5 Prozent (Dezember 2022) war lange nicht mehr dagewesen. Nach fünf Jahren mit einem Durchschnitt von 0,0 reichte ein Jahresmittel von 0,58 Prozent, um das Geschäft der Banken anzukurbeln und die Zinsmarge zu erhöhen.
Bei der Deutschen Bank beispielsweise stieg der Zinsüberschuss auf 13,6 Mrd. Euro gegenüber 11,2 Mrd. Euro im Vorjahr (+21 Prozent), bei der Commerzbank waren es sogar plus 33 Prozent (6,4 Mrd. nach zuvor 4,8 Mrd. Euro), bei der HVB Group 2,6 Mrd. Euro (plus 4,4 Prozent gegenüber 2021). Quer durch alle Institutsgruppen wuchs der Zinsüberschuss um 18 Prozent.
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Die aktuell 100 stärksten Häuser in Deutschland
Man fühlte sich leicht an „gute alte Zeiten“ zurückerinnert bei den Jubelnachrichten, die am 2. Februar unisono durch die Medien rauschten: „Die Deutsche Bank hat 2022 so viel verdient wie seit 15 Jahren nicht mehr“, vermeldete z. B. die Tagesschau. 5.025 Mrd. Euro betrug der Gewinn im Geschäftsjahr 2022, und Ende des Jahres konnte die größte hiesige Bank eine Bilanzsumme von rund 1.337 Mrd. Euro ausweisen.
Vorstandsvorsitzender Christian Sewing führt das gute Ergebnis auch auf die erfolgreiche Transformation der Bank zurück. „Indem wir uns auf unsere Stärken konzentriert haben, sind wir deutlich profitabler, diversifizierter und effizienter geworden.“ Die Deutsche Bank habe mit strikter Risikodisziplin und einer soliden Kapitalsteuerung ihre Widerstandskraft bewiesen. „Mit dieser Aufstellung fühlen wir uns gut gerüstet für die kommenden Jahre, in denen wir nachhaltig wachsen und die Rendite für unsere Aktionäre weiter steigern wollen“, so Sewing.
Im ersten Quartal 2023 schrumpfte die Bilanz des deutschen Primus zwar um 2,2 Prozent auf 1.307 Mrd. Euro, doch soll das die Freude über den Vorjahreserfolg nicht schmälern. Zu-mal es für die Aktionäre diesmal 30 Cent je Aktie gab, die Dividende stieg damit um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Auch bei der zweitgrößten Privatbank im Land dürften die Banker sehr zufrieden mit dem Jahr 2022 sein. Der Gewinn der Commerzbank war so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr, ihr Überschuss wuchs um über 200 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro, das ist mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr. „Die Commerzbank ist wieder da“, jubelte CEO Manfred Knof, die „Strategie 2024“ greife und die Trendwende sei geschafft. Gefreut haben sich wohl auch die Aktionäre, die erstmals seit 2018 wieder eine Dividende erhielten, 20 Cent gab es pro Aktie. Zudem hat die Commerzbank in diesem Sommer ihr erstes Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen. Für insgesamt 122 Mio. Euro kaufte sie 12.134.305 eigene Aktien zurück. Zusammen mit den Dividendenzahlungen hat die Bank somit 372 Mio. Euro an die Aktionäre ausgeschüttet. Der Weg zurück in den DAX scheint hier vorgezeichnet.
Es gibt eine neue Nummer drei in Deutschland
Die Nummer drei unter den Privatbanken ist nun nicht mehr die HypoVereinsbank | UniCredit. Die Münchener wurden erstmals von J.P. Morgan überholt. Die Tochter des amerikanischen Instituts steigerte ihre Bilanz um stolze 54,9 Prozent auf nun 435,8 Mrd. Euro und kletterte in den Top Ten vom Vorjahrsplatz 7 um zwei Ränge nach oben. Die Bilanz von UniCredit wuchs zwar um 1,8 Prozent auf 318 Mrd. Euro, dennoch reichte es nur für einen Platztausch mit J.P. Morgan und der Einstufung als nun viertgrößte Privatbank. Und auch für die bislang fünftgrößte Privatbank, ING, ging es abwärts. Sie verpasste unsere höchste Kategorie und musste sich für 2022 mit dem 11. Platz zufriedengeben.
Dafür gibt es einen fulminanten Neuein-stieg in die Top Ten: Goldman Sachs kletterte im Ranking um satte 16 Plätze nach oben und ist nun die Nummer 5 unter den deutschen Privatbanken.
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Den vollständigen Artikel konnten Sie in der Ausgabe „die bank“ 7.2023 lesen.
Autorin:
Anja U. Kraus, Chefredakteurin "die bank"