Bitte warten...

Blick in die Kristallkugel - NFR-Management im Jahr 2030

Aus „die bank“ 4.2022

Angenommen, wir befinden uns bereits im Jahr 2030 und blicken zurück auf die letzte Dekade im Risikomanagement … Die Autoren wagen einen fein justierten, aber durchaus auch unterhaltsamen Blick in die Zukunft. Sie gehen davon aus, dass die Herausforderungen für Chief Risk Officers künftig weitestgehend in automatisierte Geschäftsabläufe und Algorithmen-basierte Entscheidungsprozesse umgewandelt sein werden. Darüber hinaus schauen sie „rückblickend“ auch auf andere Veränderungen, denen Banken bis 2030 ausgesetzt sein werden.

iStock.com/khoroshkov

Wenn wir uns ins Jahr 2010 zurückversetzen, bekommen wir eine Vorstellung von der Veränderungsgeschwindigkeit im Bankwesen. Damals war die Filiale noch Zentrum des Geschehens, Mobile Banking steckte in den Kinderschuhen. TANs wurden ausgedruckt und nach ihrer Verwendung von der Liste gestrichen, Informationen der Bank kamen per Briefpost. Das hat sich seither dramatisch geändert. Wir bezahlen mit Smartwatches, nutzen Apps für den Kontostand, die Überweisung, den Kredit, die Geldanlage.
Wie aber sieht die Bank im Jahr 2030 aus – in der Filiale, im Zahlungsverkehr, im Kreditgeschäft, im Kapitalmarktgeschäft und in der Vermögensverwaltung?

Ein Blick in die Zukunft des Bankwesens
a) Filialgeschäft
Die Covid-19-Krise Anfang der 2020er-Jahre hat den Trend der Filialschließungen beschleunigt. Im Jahr 2030 sind für die Digital-Native-Kundschaft die verbliebenen Filialen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur dann noch interessant, wenn sie Beratung bei komplexeren Fragestellungen bieten können – sei es bei Fragen zur Banking-App oder bei der Beratung hinsichtlich einer Finanzierung. Entsprechend wird sich die Bank-Ausbildung ändern. Eine kontinuierliche Weiterbildung wird zum unerlässlichen Erfolgsgaranten.

b) Zahlungsverkehr
Die 2015 eingeführte Zahlungsverkehrsrichtline PSD2 war wesentliche Triebfeder für die Reform des Zahlungsverkehrs in Europa. Produkte wurden um einfache Kontoinformations- und Überweisungsfunktionen herum neu aufgebaut. Anfangs waren die begrenzte API-Standardisierung, die Beschränkungen bei der Art der ausgetauschten Daten und die eingeschränkte Geschwindigkeit der Einführung die größten Herausforderungen für das Wachstum und das Risikomanagement. PSD3 führte zu einer weiteren Standardisierung.
Noch vor Ende des Jahrzehnts ermöglichten Angebote für „Everything as a Service“ (XaaS) auf der Grundlage weithin verfügbarer standardisierter Banken-APIs den Marktteilnehmern eine Verlagerung von der reinen Datenbereitstellung hin zu Mehrwertdiensten wie automatisiertem Know Your Customer, kurz KYC, oder Kreditwürdigkeitsprüfung/Bewertung – und damit im Ergebnis ein leistungsfähigeres Risikomanagement.

c) Kreditgeschäft
In den frühen 2020er-Jahren wurde mit der zunehmenden Standardisierung von Daten, Schnittstellen und APIs, vollständig automatisierter KYC-Prüfung und Kreditentscheidung auf Basis maschineller Lernverfahren die vollständige Digitalisierung der Kreditvergabe Realität. Auch wenn der regulatorische Aufwand im Kreditgeschäft weiterhin hoch blieb, wurden zusätzliche Dienstleistungen wie Echtzeittransaktionen oder komplexe Kontomodelle zum Standard im Kreditgeschäft.
Im Jahr 2030 bestehen aus Sicht des Risikomanagements die größten Herausforderungen immer noch in der laufenden Validierung der Scoring- und Entscheidungsalgorithmen sowie der Überwachung von bzw. Prävention gegen Betrugsrisiken, zum Beispiel Identitätsbetrug oder Cyberangriffe auf Kundengelder.

d) Kapitalmarktgeschäft
Die Haupttrends der frühen 2020er-Jahre waren

  • das Aufbrechen traditioneller, zentralisierter Wertschöpfungsketten,
  • zunehmende Attraktivität von Kapitalmarktprodukten für Privatanleger durch Margendruck,
  • das Aufkommen digitaler Vermögenswerte als neue Anlageklasse,
  • ein offenes Bankwesen und spezielle Distributed-Ledger-Technologie (DLT) in allen wesentlichen Ländern und Märkten sowie
  • langfristige Belastung der Finanzmärkte nach den Pandemien aufgrund des Umfangs der Staatsausgaben.

Bis 2030 haben sich diese Trends noch weiter verstärkt. FinTechs und BigTechs lieferten den klassischen Banken einen harten Wettbewerb. Dies spiegelte sich schon früh am Markt wider, und so war bspw. Coinbase 2020 bereits mehr wert als die London Stock Exchange. (…)

Den vollständigen Artikel konnten Sie in der Ausgabe „die bank“ 4.2022 lesen.

Autoren:
Dr. Hagen Rafeld ist Executive Director & Head of Operational Risk bei Goldman Sachs Bank Europe.
Dr. Gerhard Schröck ist Expert Partner und Leiter der Risk & Regulation Practice von Bain & Company.
Dr. Sebastian Fritz-Morgenthal ist Executive Vice President und Leiter Global Risk Management bei Bain & Company