Bitte warten...

Digital Detoxing – Wann Banker offline gehen

Aus „die bank“ 10.2021

Nur noch kurz die Mails checken, bei Instagram, Facebook und LinkedIn vorbeischauen, und gerade, als man abschalten will, macht es wieder pling... 65 Stunden pro Woche sind die Deutschen durchschnittlich online. Wie gehen Banker mit dem digitalen Dauerrausch um? Was hat der Lockdown verändert? Welches Recht haben Beschäftigte auf Nicht-Erreichbarkeit?

iStock.com/Oleksandra Troian

Wer sich an den medialen Aufschrei nach dem weltweiten stundenlangen Ausfall von Facebook, Whatsapp und Instagram Anfang Oktober 2021 erinnert, weiß: offline zu sein, ist für die meisten heute unvorstellbar. Laut „Postbank Digitalstudie 2021“ sind die Deutschen im Schnitt 65 Stunden wöchentlich – also knapp 40 Prozent ihrer gesamten Zeit – digital unterwegs. Gegenüber dem Vorjahr ein sattes Plus von fast neun Stunden.


„Mangels Alternativen verbrachten die Deutschen im Lockdown einen erheblichen Teil ihrer Freizeit im Netz“, sagt Thomas Brosch, Leiter Digital Vertrieb bei der Postbank. Ganz wohl scheint vielen dabei nicht zu sein. Immerhin möchten 14 Prozent kurzfristig weniger Freizeit im Netz verbringen.


Auch in der Finanzwelt treibt der richtige Umgang mit sozialen Medien, digitaler Erreichbarkeit und der Erwartung an Reaktionen in Echtzeit Unternehmer und Manager um.

Einfach mal abschalten?

„Digital Detox? Da bin ich nicht besonders gut, 90 Prozent des Tages ist das Handy bestimmt bei mir“, sagt etwa Miriam Wohlfarth, CEO des Berliner FinTechs Banxware. Auch Chris Bartz vom digitalen Vermögensverwalter Elinvar pflichtet ihr bei: „Mehrere Tage gar nicht erreichbar zu sein, das gibt es bei mir nicht.“ Und Ralf von Cleef, Deutschlandchef von Loanboox, gibt zu: „Ich bin ein kein gutes Beispiel für Digital Detox und kann nur schwer loslassen.“ Und doch haben Banker und FinTech-CEOs Tipps und Tricks entwickelt, um privat und beruflich dem digitalen Dauerrausch zu begegnen (siehe Fotoleiste).


Anders als ihre Kunden aus dem Finanzsektor kennt sich Liane Stephan mit Digital Detox bestens aus. Einmal jährlich schaltet die Beraterin komplett ab, „Jeden Sommer nutze ich drei Wochen lang konsequent weder Handy noch Laptop und poste in dieser Zeit eine Abwesenheitsnotiz“, sagt die Geschäftsführerin der Kölner Awaris GmbH. Zu ihr kommen immer häufiger Führungskräfte aus dem Finanzsektor, die an Resilienz und Achtsamkeit arbeiten wollen.


„Vor allem in der Finanzbranche ist der Druck immens gestiegen, auch weil viele Kunden nur noch online mit ihrer Bank kommunizieren. Corona hat diesen Trend einmal mehr verstärkt.“ Im digitalen Dauerrausch gelinge es vielen Beschäftigten gar nicht mehr, zu priorisieren und sich zu fokussieren.

Die richtigen Dinge priorisieren

Einfache Tools mit großer Wirkung sollen helfen, sich weniger ablenken zu lassen und wieder konzentrierter arbeiten zu können. Auf der To-Do-Liste ganz oben steht das Abschalten aller Benachrichtigungen von Apps und anderen Kommunikationskanälen, insbesondere der Töne. Liane Stephan rät zudem, nur zu festen Zeiten Mails zu bearbeiten und nicht ständig in den Eingang zu schauen.


Es sei auch nicht nötig, jedes Telefonat sofort anzunehmen. Und mindestens zweimal wöchentlich sollten zwei Stunden fest eingeplant werden, um fokussiert an einem Thema arbeiten zu können. Für den Freitagnachmittag empfiehlt die Beraterin eine 20-minütige Reflexionszeit, um sich mit seinen Wochenzielen auseinanderzusetzen.
Ohne Vorbildfunktion geht es nicht. „Wenn eine Führungskraft noch um 23.17 Uhr Mails an Mitarbeiter verschickt, kann das den Anspruch auf permanente Erreichbarkeit signalisieren, obwohl der Chef vielleicht gar keine umgehende Antwort erwartet“, so Michael Riermeier. „Meine Erfahrung zeigt: Der hohe Anspruch an einen selbst und die Erwartung des anderen sind meist nicht deckungsgleich.“ Der Geschäftsführer der Frankfurter Beratungsfirma Raum für Führung rät deshalb, stets klar zu kommunizieren, wann man eine Antwort erwartet. „Oftmals gibt es in Teams implizite Annahmen, die aber gar nicht abgeglichen werden. Das gilt auch für die Erreichbarkeit.“ Wer hingegen Transparenz schaffe und Grenzen setze, könnte den täglichen Stress infolge der Kommunikationsflut deutlich reduzieren.

Auch in der Freizeit erreichbar

Doch selbst im Urlaub können oder wollen viele Beschäftigte nicht mehr abschalten. Und nur wenige Arbeitgeber sind so rigoros, dass sie die Korrespondenz löschen, die während des Urlaubs eines Mitarbeiters eintrifft. (…)


Den vollständigen Artikel konnten Sie in der Ausgabe „die bank“ 10.2021 lesen.

Autorin:
Eli Hamacher ist Diplom-Volkswirtin und arbeitet seit 30 Jahren als Wirtschaftsjournalistin. Die Freelancerin schreibt für „die bank“ vor allem über die Branche und Porträts über einzelne Unternehmen. Ein weiterer Fokus ihrer Arbeit sind Auslandsmärkte.