Bitte warten...

Mythos Gold – selten und wertbeständig?

Aus „die bank“ 6.2019

Seit Jahrtausenden ist Gold das Symbol für Reichtum und Macht. Gold gilt als selten und wertvoll. Von der Antike bis ins 20. Jahrhundert dienten Münzen aus Gold als hochwertige, international anerkannte Zahlungsmittel. Heute noch wird Gold zur Vermögensbeimischung empfohlen. Doch wie selten ist Gold wirklich? Und wie sieht es mit der Wertbeständigkeit des Edelmetalls auf lange Sicht aus? Ein historischer Abriss zum Mythos Gold.

stock.adobe.com/Tamela

„Gold wird knapp!“, titulierte die Finanzzeitschrift Börse Online im März 2019. Gold war natürlich immer schon knapp, sonst hätte es nicht seit Jahrtausenden einen hohen Wert und besäße nicht den Nimbus hoher Wertbeständigkeit. Und doch: Kann man von Knappheit reden, wenn etwa 3.000 Tonnen Gold jährlich neu gefördert werden? Die weltweiten Goldbestände nehmen von Jahr zu Jahr zu. Doch auch die Nachfrage scheint zuzunehmen. Denn sonst könnte der Goldpreis nicht steigen. Wie viel Gold gibt es inzwischen auf der Welt?


In dem von der Deutschen Bundesbank herausgegebenen Buch „Das Gold der Deutschen“ wird die gesamte in der Menschheitsgeschichte weltweit geförderte Goldmenge mit etwa 187.200 Tonnen beziffert. Diese Menge Gold zusammengelegt bzw. zusammengeschmolzen ergäbe einen Würfel von 21,3 Metern Kantenlänge.  Ist Gold damit nun selten oder nicht? Es hängt wohl von der Betrachtungsweise ab. Ein Würfel dieser Größe würde jedenfalls nicht ausreichen, um das Hauptportal des Kölner Doms vollständig zu verdecken, denn das Portal ist einschließlich Ziergiebel immerhin 28 Metern hoch.

Weltweiter Goldbestand seit 1870 verzehnfacht
Etwa zwei Drittel der heute weltweit vorhandenen Goldbestände wurde nach 1950 gefördert (siehe Tab. 1). Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 betrug der Weltgoldbestand nur rund ein Sechstel des heutigen. Im Zeitalter des internationalen Goldstandards, der Währungsordnung von etwa 1870 bis 1914, stand mit 19.000 bis 33.000 Tonnen erheblich weniger Gold zur Verfügung als heute.


Noch weit geringer waren die Goldvorräte im Mittelalter und in der Antike. So dürfte zu Zeiten des römischen Kaisers Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) der gesamte vorhandene Goldbestand nur schätzungsweise 5.000 Tonnen betragen haben. Das ist weniger, als heutzutage in zwei Jahren neu an Gold gefördert wird. Bis zum Ausgang des Mittelalters 1.500 Jahre später hatte sich der weltweite Goldbestand etwa verdoppelt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein blieb die Goldförderung insgesamt eher bescheiden. Von 1500 bis 1820 nahmen die Goldvorräte von etwa 10.000 auf 14.000 Tonnen zu.


Erst als Mitte des 19. Jahrhunderts neue große Goldfelder in Kalifornien und Australien entdeckt wurden, beschleunigte sich der Goldabbau erheblich auf rund 200 Tonnen jährlich – gegenüber weniger als 10 Tonnen im Jahresdurchschnitt des 16. und 17. Jahrhunderts. Im 21. Jahrhundert erhöhte sich die jahresdurchschnittliche Goldförderung auf bis zu rund 3.000 Tonnen.

Goldvorrat pro Kopf in 2000 Jahren kaum zugenommen
Während Goldförderung und -bestände im Lauf der Jahrhunderte immer weiter anstiegen, vor allem seit der Industrialisierung im 19./20. Jahrhundert, nahm der Goldbestand pro Kopf der Weltbevölkerung kaum zu. Rechnet man das weltweit vorhandene Gold auf die Bevölkerungszahl um, so entfallen heute auf jeden Menschen im statistischen Schnitt etwa 25 Gramm Gold.  Das ist kaum mehr als zu Zeiten des römischen Kaisers Augustus (etwa 22 G) oder zu Beginn der Neuzeit (etwa 23 Gramm).


Wenn sich also in den vergangenen 2.000 Jahren der Goldvorrat pro Kopf kaum erhöht hat, ist Gold dann auch langfristig wertstabil geblieben? Klar ist: Seitdem die Goldbindung der US-Währung 1971 aufgegeben wurde, zog der Goldpreis unter Schwankungen stark an, Gold wurde erheblich teurer. So stieg der Preis für eine Unze Gold von 35 US-$ im Jahr 1970 auf über 600 US-$ 1980. Dann war der Höhenflug erst einmal vorbei. Um die Jahrtausendwende kostete die Unze Gold weniger als 300 US-$. Bis 2010 zog der Goldpreis dann wieder an auf über 1.400 US-$, 2011 wurden mehr als 1.800 US-$ erreicht. Im April 2019 lag er mit rund 1.300 US-$ deutlich unter früheren Höchstständen.

Goldpreis seit 1971 stark gestiegen
In Euro gerechnet lag der Preis für eine Unze Gold 1970 bei rund 23 €, stieg bis 1979 auf mehr als 200 € und erreichte 1980 zeitweise über 400 €. Zur Jahrtausendwende stand die Unze Gold bei knapp unter 300 €, zog in den folgenden Jahren unter Schwankungen an bis auf über 1.000 € im Jahr 2010 und über 1.300 €  2012. Aktuell (April 2019) liegt die Unze Gold bei etwa 1.140 €. Doch auch auf säkulare Sicht blieb Gold nicht wertstabil. Wobei es keinen Sinn macht, für die Zeit von Edelmetallwährungen den Wert des Goldes in Währungseinheiten zu messen. In einer Goldwährung ist der Preis des Goldes ja per definitionem an die Währung fest gekoppelt. Die Frage nach der langfristigen Wertentwicklung von Gold bedeutet daher: Wie viel konnte man für eine Einheit Gold kaufen?


Messen wir den Wert des Goldes deshalb am Brotpreis, der jahrhundertelang eine wichtige Rolle spielte. (…)


Den vollständigen Artikel konnten Sie in der Ausgabe „die bank“ 6.2019 lesen.

Autor:

Dr. Bernd Sprenger ist Diplomvolkswirt, Wirtschaftshistoriker und Numismatiker.