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Studie: Überwiegend robuste Basis bei Europas Banken

Die europäischen Banken gehen mehrheitlich offenbar robust und gut aufgestellt herausfordernden Zeiten entgegen. Nur wenige Institute weisen laut einer kürzlich vorgestellten Studie strukturelle Probleme auf, etwa deutsche und italienische Banken sowie die Schweizer Großbank Credit Suisse. Überwiegend seien eine stabile Entwicklung in 2022 und tragbare Belastungen in 2023 zu erwarten, die sich aber abhängig von unterschiedlichen Konjunktur-Szenarien verschärfen könnten. Das geht aus einer Analyse des Schweizer Bonitätsinstituts Independent Credit View AG (I-CV) hervor. Die Untersuchung inklusive Stresstest umfasse 40 Kreditinstitute aus 13 europäischen Staaten, teilte das Institut in Zürich mit.

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Michael Dawson-Kropf, Co-Autor der Bankenstudie, erklärte: „Robuste Basis bedeutet: Banken verfügen über nachhaltige Ertragskraft und Kapital auf einem ordentlichen oder guten Niveau. Dazu kommt, historisch betrachtet, eine niedrige Quote an Problemkrediten. Die Risikokosten werden allein aus makroökonomischen Gründen steigen und Banken mit großer Kapitalmarktabhängigkeit werden erhebliche Rückgänge der Erträge gegenüber dem sehr guten Jahr 2021 zu verzeichnen haben. Unterstützung kommt seit langer Zeit wieder vom Zinsergebnis, jedoch variierend zwischen den Banken, abhängig vom Geschäftsmodell, Bilanzstruktur und Refinanzierungsmix. Zudem erwarten wir, dass die hohen Kapitalkennziffern lediglich moderat zurückgehen werden.“

 

Viele Institute weise eine bessere Kreditqualität aus als 2019
Wider Erwarten habe die pandemiebedingte Rezession die Kreditqualität auf den ersten Blick nicht materiell belastet, so der Experte weiter. Eine Vielzahl von Instituten weise eine bessere Kreditqualität aus als 2019. Denn die Jahre 2020 und 2021 seien durch die Covid-19-Rezession und eine schnelle, fiskal- und geldpolitisch unterstützte Erholung geprägt gewesen. „Der Blick über einen längerfristigen Zeitraum (8 Jahre) trennt die Banken in zwei Lager: in profitable Banken in robusten Volkswirtschaften mit konzentrierten Bankensystemen, die über solide Franchisen verfügen – und in unprofitable Banken in schwächeren Volkswirtschaften oder fragmentierten Märkten, die Geschäftsmodelle in Transformation oder schwache Franchisen aufweisen. Mit Blick auf Rentabilität und Kapital fallen deutsche und italienische Banken ab“, so Dawson-Kropf. Die Kapitalsituation präsentiere sich mit wenigen Ausnahmen, etwa Deutsche Bank oder Commerzbank, in guter Verfassung. „Aufgrund von Regulation, Aktionärspflege und Konjunktur werden sich die Kapitalquoten im Trend jedoch abschwächen.“Angesichts steigender Zinsen und der Rezessionsgefahr habe man die überhitzten Immobilienmärkte in Nord- und Zentraleuropa zum Anlass genommen, einen Stresstest innerhalb der Bankenstudie 2022 durchzuführen, so das Bonitätsinstitut: „Die Banken im Universum überstehen den Stresstest – einige jedoch nur knapp.

 

Angesichts der geringen Transparenz über Kreditstandards und Portfoliozusammensetzung sind die Ergebnisse des Tests nur in einer Gesamtbetrachtung einer Bank zu berücksichtigen“, erklärte Dawson-Kropf. Co-Autor und Bankenexperte Guido Versondert fügte hinzu: „Es verbleiben erhebliche Risiken im geopolitischen und makroökonomischen Bereich, die unsere Erwartungen für eine stabile Entwicklung der Finanz- und Risikoprofile kippen können. (ud)

 

 


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