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KfW-Kreditmarktausblick: Rekordwachstum bei den Unternehmenskrediten

Das Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen in Deutschland mit Unternehmen und Selbstständigen ist im dritten Quartal 2022 um den Rekordwert von 36,1 Prozent gestiegen. Das geht aus dem neuen KfW-Kreditmarktausblick von KfW Research hervor. Das Wachstum neuer Kredite falle damit noch einmal um 15 Prozentpunkte stärker aus als im Vorquartal, teilte die staatliche Förderbank mit. Zum Jahresende dürfte das Wachstum am Kreditmarkt allmählich nachzulassen.

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Ausschlaggebend für die starke Kreditausweitung sei in großen Teilen die hohe wirtschaftliche Unsicherheit, die dieses Jahr geprägt habe, hieß es weiter. Dabei stünden vor allem Faktoren im Vordergrund, die mit einem hohen Kreditbedarf einhergingen: Einerseits verursache eine durch anhaltende Lieferkettenprobleme bedingte höhere Lagerhaltung höhere Kosten und einen stärkeren Finanzierungsbedarf für viele Unternehmen. Andererseits sorge der Krieg in der Ukraine für schwere Verwerfungen und belaste weite Teile des Unternehmenssektors direkt mit erheblich gestiegenen Energiepreisen, löse aber auch indirekte Effekte aus, wie etwa teurere Vorprodukte. Auch die durch den Bund garantierten Kredite zur Sicherung der Gasversorgung über die staatliche Förderbank hätten erneut spürbar zum Anstieg der Neukreditvergabe beigetragen.

 

Trendwende am Kreditmarkt dürfte vor allem über die Angebotsseite entstehen

Der starke Zuwachs beim Kreditneugeschäfts spreche für einen aktuell intakten Kreditzugang des Unternehmenssektors. In den kommenden Quartalen dürfte allerdings die Qualität der Kreditnehmer für die Banken noch weiter in den Vordergrund rücken. Entscheidend sei dabei, wie stark die konjunkturelle Abschwächung 2023 auf die Bonität des Unternehmenssektors wirke. Zudem sei damit zu rechnen, dass sich die anhaltende geldpolitische Straffung auch bei den Kreditzinsen widerspiegele. Die Trendwende am Kreditmarkt dürfte damit vor allem über die Angebotsseite entstehen. Aktuelle Umfragen reflektierten dies bereits. Die im Bank Lending Survey (BLS) von Oktober befragten Banken gaben demnach an, dass sich zunehmende Rezessionsängste, die branchen- oder unternehmensspezifischen Situation und eine generell sinkende Risikotoleranz erheblich auf die Kreditstandards ausgewirkt hätten.

 

Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, erklärte: „Multiple Schocks haben in diesem Jahr das Rekordwachstum neuer Kredite an Unternehmen und Selbstständige getrieben. Im dritten Quartal dürfte das Kreditneugeschäft jedoch seinen Hochpunkt erreicht haben. Für das Schlussquartal 2022 und das Auftaktquartal 2023 rechne ich mit immer noch starken aber sich langsam abkühlenden Wachstumsraten. Vor allem die konjunkturell gehemmte Investitionstätigkeit und die gestiegenen Finanzierungskosten dürften die Kreditnachfrage dämpfen. Die erwartbar straffere Kreditvergabepolitik wird das Neugeschäftswachstums zudem auch angebotsseitig bremsen. Ein gewichtiges Risiko für diese Prognose ist die Corona-Entwicklung in China, die zu einer erneuten Verschärfung der Lieferkettenprobleme führen kann.“ (ud)

 


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