ESG-Anforderungen sind umfangreich und komplex, aber die gute Nachricht vorweg: Eine Standardisierungsstrategie der Regulatoren wirkt dem Datenwildwuchs jedoch von Anfang an entgegen. Am Beispiel des Geschäftsmodells der deutschen Förderbanken lassen sich die gestiegenen Datenanforderungen und die damit einhergehende Verlagerung von Datenerhebungsprozessen in der Wertschöpfungskette nach vorne gut beobachten.
Markt- und Marktfolgeabteilungen müssen sich zunehmend damit auseinandersetzen, ESG-Know-how und ESG-Verantwortungsstrukturen für eine feingranulare Datenerhebung sowohl auf Einzelgeschäfts- als auch auf Kontrahentenebene zu implementieren. Die Gesamtbanksteuerung ihrerseits steht vor der Herausforderung die für ESG erforderliche Datenautobahn aufzubauen sowie zunehmend auch externe Datenzulieferer zu integrieren und zu steuern.
ESG im Geschäftsmodell einer Förderbank
Mit der EU-Taxonomie (EU/2020/852), der Integration von ESG in das Risikomanagement sowie der grundlegenden Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu einer neuen Generation von Offenlegungsstandards nach CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive (EU/2022/2464)), CRR (Capital Requirements Regulation (CRR EU/575/2013)) und SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation (EU/2019/2088)) sind die Kreditinstitute mit gesamtbankweit wirksamen und komplexen regulatorischen Anforderungen konfrontiert, deren Tragweite in der Gänze schwer zu überblicken ist.
Die von der ERFAG (European Financial Reporting Advisory Group) im November 2022 veröffentlichten, finalen Entwürfe dienen als Rahmenwerk für die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und sollen helfen, frühzeitig Standards bis auf Datenfeldebene für die zu erstellenden Berichte zu etablieren. Die ESRS definieren u. a. Inhalt und Format von Berichten durch Vorgabe eines EU-weit gültigen elektronischen Berichtsformats (European Single Electronic Format (ESEF)).
Die Umsetzungstiefe der Anforderungen variiert erheblich in Abhängigkeit von Größe, ESG-Positionierung und Geschäftsstrategie in Verbindung mit dem geplanten Geschäftsmodell des jeweiligen Kreditinstituts.
Zwecks Komplexitätsreduktion bietet es sich an, mögliche Umsetzungsstrategien spezieller Bankenformen zu analysieren. Die deutschen Förderbanken mit ihrem gesetzlichen, in der Satzung verankerten Auftrag bieten sich wegen ihrer herausragenden Rolle bei der Implementierung des Green Deal Investment Plans und wegen ihres sehr ähnlichen Geschäftsmodells als illustrativer Anwendungsfall an.
Förderbanken gehören zu den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten in Trägerschaft der jeweiligen Bundesländer (Landesförderinstitute) und verfolgen ein breit gefächertes Spektrum von Förderaufträgen des Bundes oder der Länder in den Bereichen Struktur-, Wirtschafts-, Sozial- und Wohnungspolitik. Dabei verschaffen sie Unternehmen und Privatpersonen Zugang zu zinsgünstigen Krediten, Zuschüssen und Beihilfen sowie Bürgschaften.
Vereinzelt beteiligen sie sich auch an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in für andere Geschäftsbanken unrentablen Geschäft sfeldern, deren Förderung ein öffentliches Interesse darstellt. Die Geschäfte werden im direkten Kundenkontakt oder über andere Banken abgewickelt.
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Autoren:
Dr. Anke Klewitz (Senior Managerin Risk), Dalibor Pusic (Manager Regulatory), beide von der SKS Group. Stephan Fuchs (IT-Architekt), enablingU GmbH.