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Embedded Finance: Das neue Selbstverständnis der Banken

Aus „die bank“ 5.2022

Die fortschreitende Digitalisierung des Alltags bringt Veränderungen mit sich – für KonsumentInnen ebenso wie für Finanzinstitute. Embedded Finance integriert Bankprodukte und -dienstleistungen mittels technischer Schnittstellen in die digitalen Angebote bankferner Unternehmen und rückt Finanzgeschäfte deutlich näher an die digitale Lebenswelt. Ein spannendes Konzept mit viel Innovationskraft – vor allem, wenn man es weiterdenkt. Auf Kundenseite sorgen die eingebetteten Finanzlösungen für hohen Komfort. Für Banken bieten sie eine Vielzahl an Chancen, setzen aber auch Mut voraus.

adobe.stock.com/allvision

Die Einführung der neuen EU-Richtlinie für Zahlungsdienste (Payment Services Directive 2, PSD2) brachte in den letzten Jahren Bewegung in die Finanzbranche. Externe Unternehmen können nun über digitale Schnittstellen, sogenannte Application Programming Interfaces (API), auf Bankdaten zugreifen und auf deren Basis personalisierte Anwendungen für EndkundInnen entwickeln. Eine der ersten dieser Apps war Finanzguru, ein Finanz- und Vertragsassistent des Start-ups dwins. Dieser entstand bereits 2016 aus einer Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank und verdeutlichte schon früh das Marktpotenzial digitaler Bankenschnittstellen.


Inzwischen hat sich im Finanzbereich eine Vielzahl an Drittanbietern etabliert. Der Open-Banking-Monitor des Beratungsunternehmens Innopay zeigt, dass mehr und mehr Banken die Relevanz moderner APIs sehen. Ein wichtiger Aspekt und die Grundlage für zukünftige Open-Banking-Modelle – sofern es die Banken schaffen, mit ihrem Schnittstellenangebot über das regulatorische Mindestmaß hinauszugehen.

Ohne Bewegung gibt es keinen Fortschritt
Auch in anderen Branchen wächst die Anzahl an digitalen Anwendungen und damit die Zahl möglicher Berührungspunkte zwischen Unternehmen und KonsumentInnen. Diese „Orte des Bedarfs“, wie etwa Online-Shops, Vergleichsportale, Mobilitäts-Apps oder Immobilienplattformen, sind für Anbieter ein wichtiger Vertriebskanal. Wenn sie ihre Produkte und Dienstleistungen in thematisch passende Partnerangebote einbetten können, rücken sie ein deutliches Stück näher an potenzielle Interessenten.


Wie dies aussehen kann, zeigt unter anderem die Reisebranche. Urlauber finden ihre Flüge nicht mehr nur auf den Webseiten von Fluggesellschaften oder Reiseveranstaltern, sondern immer öfter auch per Schnittstelle eingebettet, beispielsweise in Reiseblogs, die das gewünschte Ferienziel beschreiben.


Wer am Zielflughafen direkt ins Auto umsteigen möchte, kann innerhalb der Reisebuchung einfach den passenden Mietwagen wählen, und auch eine Versicherung kann noch während des Buchungsprozesses abgeschlossen werden. All das ist ohne Wechsel zwischen verschiedenen Apps oder Webseiten möglich. So entstehen nahtlose Prozesse und digitale Lösungen, die sich rund um die kleinen und großen Momente des Konsumenten-Lebens zentrieren.


In der Finanzbranche wird dieses Vorgehen bereits vielfach diskutiert. Unter dem Stichwort „Embedded Finance“ sollen bankferne Unternehmen künftig komplette Finanzprodukte und Bankdienstleistungen direkt in ihre eigenen Angebote integrieren können. Ein Geschäftsmodell, das allen Beteiligten Vorteile bringt. Im Idealfall nutzen Unternehmen die digitalen Komponenten und Dienste der Banken wie Bausteine, die sie dank APIs zu eigenen, zielgruppengerechten Produktangeboten zusammensetzen können.


Während Finanzinstitute auf diese Weise bequem neue Zielgruppen erreichen, können Partnerunternehmen ihre Wertschöpfungskette noch stärker auf die Bedürfnisse der VerbraucherInnen ausrichten. Sie behalten auf jeder Ebene des Kaufprozesses den direkten Kundenkontakt und können deren Daten mit Informationen rund um das Zahlungsverhalten ergänzen. Das Gesamtbild, das daraus entsteht, erlaubt es den Unternehmen, ihre Angebote immer genauer anzupassen.  (…)

Den vollständigen Artikel konnten Sie in der Ausgabe „die bank“ 5.2022 lesen.


Autor:
Joris Hensen verantwortet das API-Programm der Deutschen Bank AG.