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Studie: Banken müssen zum Datenspezialisten werden

Die Finanzdienstleistungsbranche steht unter hohem Modernisierungsdruck. Im Wettbewerb mit neuen Konkurrenten wird dabei vor allem die digitale Transformation als Königsweg gesehen. Um hierbei erfolgreich zu sein, müssten die Unternehmen jedoch mutiger agieren, mehr Innovationen zulassen und Prozesse sowie Produkte konsequent am Kunden ausrichten, so eine aktuelle Studie von Expleo. Befragt wurden rund 200 Führungskräfte und Experten aus der Finanzindustrie in Deutschland. Banken müssten umdenken, sich vom traditionellen, produktbasierten Geschäftsmodell lösen und sich als Dienstleistungsprovider neu erfinden, hieß es. Die Institute stehen laut Studie vor der Herausforderung, sich als Unternehmen widerstandsfähiger aufzustellen und für junge Top-Talente attraktiv zu werden. Mit modernen Werkzeugen und Prozessen könnten die Kreditinstitute ihre Angebotspalette im Sinne der Kunden grundlegend überarbeiten, hieß es.

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58 Prozent der Unternehmen in der Finanzbranche erhoffen sich demnach, mit der digitalen Transformation ganz gezielt das Kundenerlebnis zu verbessern. Gesellschaftliche und regulatorische Veränderungen erhöhten den Druck auf die Banken, die digitale Transformation entschieden voranzutreiben. Wichtig sei, bei der Umsetzung kein starres Korsett vorzugeben, sondern eine flexible Ausgestaltung zu ermöglichen, hieß es. Dadurch könnten Innovationen in den nächsten Jahren problemlos an neue Verbrauchertrends angepasst werden. Dieser fortschrittliche Ansatz werde erhebliche finanzielle Mittel erfordern, die bei den Banken und Finanzdiensteistern auch bereits eingeplant seien. Die Expertinnen und Experten wurden befragt, welche Technologien in den nächsten ein bis zwei Jahren im Mittelpunkt stünden. 51 Prozent nannten demnach Cyber-Sicherheit, 50 Prozent die richtige digitale Strategie, 43 Prozent die Cloud-Infrastruktur und 41 Prozent Datenmanagement bzw. Prozessautomatisierung.

 

Datenverstöße: Banken müssen proaktiv handeln
Damit Banken und Finanzdienstleister sich in ihrem globalen, wettbewerbsintensiven Marktumfeld behaupten und ihren Kunden den bestmöglichen Service bieten könnten, müssten sie darüber hinaus zum Datenspezialisten werden. Denn nur eine aktuelle Analyse der zur Verfügung stehenden Daten aus klar abgegrenzten Bereichen liefere die benötigten Informationen, um die Zielgruppe in allen Facetten zu verstehen. Das Verwalten, Sammeln und Verwerten von Daten nehme auf dem Weg zu einem umfassenden organisatorischen Wandel deshalb eine entscheidende Rolle ein. Allerdings sei eine große Datenmacht mit einer großen Verantwortung verbunden. Banken müssten deshalb proaktiv handeln, um Datenverstöße oder Sicherheits-Schwachstellen wirksam zu unterbinden. Dies könne auch eine Datenschutzautomatisierung in Kombination mit einer Security-Software beinhalten. Sie hilft laut der Untersuchung dabei, Sicherheitsstandards zu überprüfen, Prozesse zu automatisieren und geltende Datenschutzbestimmungen einzuhalten.

 

Laut Studie wird in den kommenden Jahren die Prozessautomatisierung in der Banken- und Finanzdienstleistungsbranche voraussichtlich eine immer wichtigere Rolle einnehmen, um die Kapazitäten in der Kundenbetreuung und die Bereitstellung von Produkten zu verbessern. Die Vorteile der Prozessautomatisierung würden sich auch auf die Kreditbearbeitung, die automatische Erstellung von Berichten, das Onboarding von Kunden und die Eröffnung von Konten sowie auf die Prozesse zur Feststellung der Kundenidentität (Know Your Customer – KYC) und zur Bekämpfung der Geldwäsche (Anti Money Laundering – AML) erstrecken.

 

Vorteile durch Prozessautomatisierung

Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wurden gefragt, welche Vorteile sie in der Prozessautomatisierung für Ihr Unternehmen am ehesten sähen. 56 Prozent nannten demnach eine schnellere Bereitstellung digitaler Dienstleistungen für Kunden. 53 Prozent hätten angegeben, Prozessautomatisierung beschleunige Prozesse und helfe den Mitarbeitenden, sich auf wertschöpfende Aufgaben zu konzentrieren. Für 50 Prozent der Befragten werde hierdurch die Markteinführung neuer Produkte/Dienstleistungen beschleunigt. 44 Prozent gaben demzufolge die Reduzierung von Kosten an.

 

Die Finanzdienstleistungsbranche gehöre zu den Sektoren, die mit am stärksten vom IT-Fachkräftemangel betroffen sei, hieß es weiter. Dies treffe vor allem auf die Bereiche Vermögensverwaltung, Investmentbanking und Fondsmanagement zu. Der Druck auf qualifizierte Mitarbeiter zeige sich darin, dass die hohe Arbeitsbelastung der IT-Teams von vielen Unternehmen als Fortschrittsbremse erkannt worden sei. 52 Prozent der Befragten nannten laut Studie zudem interne Qualifikationsdefizite im Umgang mit neuen Technologien als Problem. Ein möglicher Ausweg sei der Einsatz neuer Technologien: So hätten 31 Prozent der Branchenexpertinnen und -experten angegeben, dass mittels Automatisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) das Problem des Fachkräftemangels gelöst werden könne.

 

KI-Lösungen: Den Mensch nicht an den Rand drängen
In Anbetracht der vorhersehbaren Einschränkungen bei der digitalen Kompetenz ihrer Arbeitskräfte räumten demnach 76 Prozent der Befragten ein, dass ein höherer Automatisierungsgrad in ihren Prozessen eine Voraussetzung für den Erfolg sei. Mit Blick auf die Zukunft werde es von entscheidender Bedeutung sein, dass der Mensch bei der Integration von Automatisierungs- und KI-Lösungen nicht an den Rand gedrängt werde.Die Studie zeige, dass der Erfolg einer Transformation untrennbar mit der Bereitschaft des gesamten Unternehmens zusammenhänge, sich wirklich auf diese Reise einzulassen. Es geht demnach um eine kühne Vision auf Vorstandsebene, kombiniert mit einer radikaleren digitalen Denkweise und Kultur unter den Mitarbeitenden, der angemessenen Förderung von Talenten und Teams sowie der reibungslosen Umsetzung anspruchsvoller Zeitpläne, hieß es. (ud) 

 


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